Aktualisiert am 25.11.2024

Hilft Traubensilberkerze in den Wechseljahren?

Autor: Dr. med. Jörg Zorn, Medizinjournalist

Sie leiden unter starken Wechseljahresbeschwerden, möchten aber keine Hormone einnehmen und wünschen sich eine wirksame pflanzliche Alternative? Die Traubensilberkerze wird seit jeher als traditionelles Heilmittel bei gynäkologischen Problemen eingesetzt.

Reise von Nordamerika nach Europa

Der Ursprung des Hahnenfußgewächses aus der Gattung der Christophskräuter liegt in Nordamerika, wo es von indigenen Stämmen schon lange therapeutisch genutzt wird. Durch europäische Siedler gelangte die Pflanze und das Wissen über ihre Verwendung im 19. Jahrhundert nach Europa. Seit den 1940er Jahren wird sie hierzulande bei Beschwerden in den Wechseljahren oder während der Periode verwendet.

Hintergrundinfo: eine Pflanze mit vielen Namen

Den lautmalerischen Namen „Traubensilberkerze“ verdankt die Pflanze ihren silbrig-weißen Blüten, die in Form einer Traube in die Höhe ragen und damit tatsächlich an eine Kerze erinnern. Doch das ist nicht ihr einziger Name. Wie viele Pflanzen, denen eine heilende Wirkung nachgesagt wird und um die sich lange tradierte Geschichten ranken, hat auch die Traubensilberkerze mehrere Beinamen.

Da ist zunächst die offizielle wissenschaftliche Bezeichnung Cimicifuga racemosa. Sie setzt sich aus den lateinischen Worten „cimex“ (Wanze) und „fugare“ (flüchten) zusammen. Dieser etwas unrühmliche Name rührt daher, dass Insekten wie Blattwanzen die Pflanze wegen ihres unangenehmen Geruchs meiden. Im deutschen Sprachraum kursiert daher auch die Bezeichnung „Wanzenkraut“, die aber auch für andere Arten verwendet wird. Das Beiwort „racemosa“ (traubig) bezieht sich wiederum auf die Form des Blütenstands.

Ein weiterer volkstümlicher Name für das Hahnenfußgewächs lautet Schlangenwurzel. Die indigenen Völker Nordamerikas, dem ursprünglichen Heimatland der Pflanze, tauften sie damit, weil die im Wind wogenden eingetrockneten Fruchtstände an das Geräusch von Klapperschlangen erinnern. Außerdem wurde die Pflanze traditionell auch bei Schlangenbissen verwendet, ein weiterer Grund für den zusätzlichen Namen.

Und schließlich deutet die Bezeichnung Frauenwurzel auf die hauptsächliche medizinische Verwendung der Traubensilberkerze hin: als Heilpflanze bei Wechseljahresbeschwerden und Menstruationsstörungen. Genau diese Wirkung wollen wir uns nun etwas genauer ansehen.

Geballte Kraft der Wurzel

Die begehrten Inhaltsstoffe der Traubensilberkerze befinden sich nicht in ihren namensgebenden Blütenständen oder den Blättern, sondern ganz unscheinbar im Wurzelstock unter der Erde. Das getrocknete Rhizom, so der Fachbegriff, enthält einen Wirkkomplex aus unterschiedlichen pharmakologisch aktiven Substanzen. Dazu gehören:

  • sekundäre Pflanzenstoffe, die eine antientzündliche und antibakterielle Wirkung aufweisen
  • Gerbstoffe, die Haut und Schleimhäute schützen, Schmerz mindern und blutstillend wirken

Wie genau die Stoffe bei Wechseljahresbeschwerden wirken, ist nach wie vor nicht ganz klar. Obwohl kein Östrogen enthalten ist, werden ähnliche Wirkungen wie bei dem weiblichen Geschlechtshormon beobachtet. Der Vorteil: Die ungünstigen Effekte von Östrogen entfallen. Außerdem werden wohl bestimmte Botenstoffe im Gehirn, sogenannte Neurotransmitter, positiv beeinflusst.

Wechseljahresbeschwerden durch hormonelle Umstellung

Während der Wechseljahre verändert sich das Zusammenspiel von Hormonen und Botenstoffen. Auf den Abfall der weiblichen Sexualhormone kann der Körper empfindlich reagieren. Zu den typischen Wechseljahresbeschwerden gehören:

  • Hitzewallungen
  • Schweißausbrüche
  • Nervosität
  • Schlafstörungen
  • depressive Verstimmungen

Bei rund einem Drittel der betroffenen Frauen sind die Beschwerden so stark ausgeprägt, dass sie erheblich darunter leiden. Eine Möglichkeit der Behandlung ist die Hormonersatztherapie. Durch die Einnahme von weiblichen Geschlechtshormonen wird die Zeit der hormonellen Umstellung überbrückt. Damit lassen sich die Beschwerden wirksam lindern, allerdings birgt die Behandlung auch mögliche Risiken.

Daher wünschen sich viele Frauen eine hormonfreie Alternative zur Linderung ihrer Symptome. Pflanzliche Arzneimittel werden in den Wechseljahren häufig eingesetzt und eignen sich wegen ihrer meist guten Verträglichkeit auch zur Langzeitanwendung.

Linderung körperlicher und psychischer Symptome

Und damit zurück zur Traubensilberkerze: Ihre Wirkstoffe können das hormonelle Ungleichgewicht beim Übergang zur Menopause wieder ausgleichen. Neuere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Traubensilberkerzenextrakte, die in Europa zur Behandlung zugelassen sind, die Symptome der Wechseljahre lindern können. Außerdem zeigen Erfahrungen und der langjährige traditionelle Einsatz, dass sie sowohl körperliche als auch psychische Wechseljahresbeschwerden bessern.

In klinischen Studien wurde auch die Verträglichkeit der Traubensilberkerze untersucht. Denn bei allen Heilmitteln, seien es pharmazeutische Medikamente oder pflanzliche Wirkstoffe, kann es unerwünschte Effekte geben. Allerdings wurden auch bei längerer Einnahme keine ernsthaften schädlichen Wirkungen beobachtet. Nur bei bestehenden Leberproblemen ist Vorsicht geboten, da Fälle von Leberschäden berichtet wurden. Zwar ist nicht sicher, ob die Traubensilberkerze dafür verantwortlich war, dennoch sollten Betroffene vor der Einnahme ihren Arzt konsultieren.

Insgesamt gilt die Anwendung von Extrakten aus der Traubensilberkerze als sicher, gerade im Vergleich zu einer Hormontherapie.

Gut zu wissen: Tipps zur Anwendung von Traubensilberkerze

  • Verwenden Sie ausschließlich Fertigarzneimittel aus Ihrer Apotheke. Im Gegensatz zu Tee aus Traubensilberkerze sind die Inhaltsstoffe hier in einer klar definierten und ausreichenden Dosis enthalten.
  • Die Wirkung der Heilpflanze tritt in der Regel nicht sofort, sondern erst nach einigen Wochen ein.
  • Da Traubensilberkerzenextrakte meist gut verträglich sind, eignen sie sich für die Langzeitanwendung.
  • Wie bei jedem pflanzlichen Mittel sollten Sie die Einnahme mit Ihrem Arzt besprechen, um mögliche Wechselwirkungen und Unverträglichkeiten auszuschließen. Insbesondere wenn Sie an einer Lebererkrankung leiden, wenden Sie sich im Vorfeld an Ihren Arzt.
  • Bei Symptomen wie Gelbsucht, dunklem Urin oder Oberbauchschmerzen unter der Einnahme von Traubensilberkerze sollten Sie unverzüglich einen Arzt aufsuchen.
  • Da die Inhaltsstoffe der Traubensilberkerze möglicherweise die Wirkung von Östrogenen verstärken, sollten Sie die gleichzeitige Einnahme mit Ihrem Arzt besprechen. Das Gleiche gilt bei einer Therapie eines östrogenabhängigen Tumors wie z. B. manchen Arten von Brustkrebs.

Was Sie sonst noch tun können

Um Ihre Symptome während der Wechseljahre zu lindern, gibt es noch weitere Alternativen zur Hormontherapie wie Ernährung, Bewegung und Lebensstil. Zwar lässt sich kein zuverlässiges wissenschaftliches Urteil über die Wirkung einzelner Maßnahmen in den Wechseljahren abgeben; aber gesundes Essen, körperliche Aktivität und Entspannung verbessern das allgemeine Wohlbefinden und können dabei helfen, mit den Beschwerden besser zurechtzukommen.

Nutzen Sie doch die Gelegenheit und nehmen Ihre Wechseljahresbeschwerden zum Anlass, das umzusetzen, was Sie „schon immer mal machen“ wollten: sich bewusst ernähren, ausreichend bewegen und sich zwischendurch immer mal wieder eine kleine Auszeit mit einer Entspannungsübung gönnen.

Quellen 

Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF): Wechseljahresbeschwerden / klimakterische Beschwerden [online]. www.frauenaerzte-im-netz.de/koerper-sexualitaet/wechseljahre-klimakterium/wechseljahresbeschwerden-klimakterische-beschwerden/ [abgerufen am 21.10.2024].

gesundheitsinformation.de: Wechseljahresbeschwerden selbst lindern [online]. www.gesundheitsinformation.de/wechseljahrsbeschwerden-selbst-lindern.html [abgerufen am 21.10.2024].